Reanimation bei sehr alten Patienten – ein sinnloses Unterfangen ?

Samstags ist wieder Mal Journal-Club-Zeit und heute wollen wir uns mit dem Outcome nach Reanimation bei Patienten mit einem Lebensalter von über 90 Jahren beschäftigen.

Was wir bisher aus frühen Studien wissen:

– die Mortalität bei älteren Patienten nach Reanimation ist, im Vergleich zu jüngeren Patienten, signifikant erhöht (Akahane M, Int. J. Emerg Med 2012; 5:41)

– überleben ältere Patienten (> 80 Jahre) den Krankenhausaufenthalt, ist dies in der Regel mit einem guten neurologischen Outcome assoziiert (Hirlebar G; Resuscitation 2017; 118:101)

– Targeted Temperature Management bringt keinen Vorteil im neurologischen Outcome bei Patienten > 80 Jahre (Winter-Jensen M.; Resuscitation 2015; 91:92)

Aktuelle Studie:

Roedl et al.(Resuscitation 2018; 132: 6-12) haben das Langzeit-Outcome von Patienten über 90 Jahre untersucht, die nach erfolgreicher Reanimation der Intensivstation zugeführt wurden. Hierzu wurde eine Gesamtpopulation von 600 Patienten untersucht, die auf einer Intensivstation behandelt wurden, von diesen hatten 48 Patienten einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten.

52 % der Patienten lebten vor dem Krankenhausaufenthalt in der Häuslichkeit, eine Patientenverfügung lag in 23 % der Fälle vor. Das mediane Alter der 48 Patienten lag bei 91,7 Jahren.

Der Großteil der Reanimation fand bereits intrahospital statt (85%) und die Zeit bis zum ROSC betrug im Median 4 Minuten.

Fast die Hälfte der untersuchten Patienten überlebte den Aufenthalt auf der Intensivstation (46%). Allerdings war das Einjahresüberleben der Patienten nach Reanimation im Vergleich zur Population der über 90-Jährigen, die aus einem anderen Grund auf der Intensivstation behandelt wurden, deutlich schlechter (46 vs. 23 %).

Bemerkenswert ist weiterhin, dass 86 % der, die Reanimation, überlebenden Patienten ein gutes neurologisches Outcome hatten und ihr vorher bestehendes Leben meist weiter führen konnten.

Es gab auch einige Outcome-Parameter die mit einem besseren Überleben assoziiert waren. Dazu gehört eine kardiale Ursache für den Kreislaufstillstand, ein höherer Ph-Wert nach Aufnahme auf die ITS sowie ein niedrigerer Katecholaminbedarf.

Limitationen: 

Kleine Studienpopulation – aus 48 Patienten über 90 Jahre, von denen die Mehrheit vor dem Krankenhausaufenthalt noch in der Häuslichkeit gelebt hat, auf ein generell gutes Outcome bei Reanimation solcher Patienten zu schließen, halten wir doch für etwas gewagt.

Andere Studien zeigen, dass eine erhöhte Fraility vor Aufnahme auf die ITS mit einer erhöhten Mortalität verbunden sind (z.B. Sulzgruber P; Eur Heart J Acute Cardivoasc Care 2017; 6:112 oder hier bei uns).

Des Weiteren fand die Mehrzahl der Reanimationen intrahospital statt, was für ein verkürztes Delay spricht und dieses ist nachgewiesermaßen ja entscheidend für das neurologische Outcome.

Take-Home-Messages:

  • Eine Reanimation ist auch im hohen Lebensalter oft primär erfolgreich und mit einem guten Outcome assoziiert (wahrscheinlich bei kurzem Delay)
  • Trotzdem sollten vorliegende Patientenverfügungen Beachtung finden, auch wenn in dieser Studie nur 23 % der Patienten eine Verfügung hatten.
  • Kühlung bei Patienten über 80 Jahre bringt keinen neurologischen Vorteil
  • Es lohnt sich auch bei älteren Patienten, im Zweifel erstmal alles zu geben. Allerdings unter Berücksichtigung des vorherigen Patientenzustandes !
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