Atemwegsmanagement bei COVID-19
COVID-19 ist in aller Munde und die Erkrankung erreicht Deutschland. Über Symtome und Verbreitung wird viel berichtet. Im Rahmen des Atemwegsmanagements kommt es zu einer hohen Exposition, da eine Aerosolbildung besonders wahrscheinlich ist. Damit ihr euren Patienten helfen könnt und das Risiko für euch minimiert, haben wir euch die Kernpunkte des Atemwegsmanagement zusammengefasst. Diese Grundregeln gelten sowohl für gesicherte Fälle als auch begründete Verdachtsfälle.
Vielen Dank an Jan Hendrik!
Oberstes Ziel ist die Vermeidung einer Aerosolbildung!
Bei gesicherter Infektion sollten Maßnahmen am Atemweg, wenn der Patientenzustand dies zulässt, in einem Raum mit entsprechendem Ablüftungssystem durchgeführt werden. (airborne infection isolation room)
Intubation
- Bei der endotrachealen Intubation besteht ein hohes Risikos für die Transmission von Virusmaterial auf das medizinische Personal
- Es bedarf Schutzmaßnahmen entsprechend der akutellen Empfehlungen (FFP3 Masken, Full Face Maske/Schutzbrille).
- Es ist darauf zu achten, dass ein Filter maskennah und tubusnah platziert wird, um eine Kontamination des Schlauchsystems und der Umgebung mit Viruspartikeln zu vermeiden
- Eine Rapid Sequence Induction ohne Beutel-Masken-Zwischenbeatmung kann die Aerosolbildung minimieren. Eine Anwendung von CPAP bei fest aufsitzender Maske kann durch apnoeische Oxygenierung und Generierung von PEEP die Atemwege offenhalten und einen Zeitgewinn bedeuten.
- Sollte eine Zwischenbeatmung notwendig sein, so ist diese am besten über eine supraglottische Atemwegshilfe(Larynxmaske/Larynxtubus) durchzuführen, um eine Aerosolbildung zu minimieren
- Suffiziente Muskelrelaxierung verhindert Hustenstöße während des Intubationsvorgangs
- Das Nutzen des Videolaryngoskops ermöglicht Abstand zu den Atemwegen des Patienten zu halten
- Das Abhören mit dem Stethoskop kann zur Verteilung von Viruspartikeln führen. Eine strenge Indikationsstellung und eine Berechnung der zu erwartenden Intubationstiefe entsprechend der Körpergröße kann diese Gefahr minimieren
- Wachfiberoptische Intubationen sollten vermieden werden und bedürfen kritischer Indikationsstellung
- Rechtzeitige Intubation bei absehbarer respiratorischer Insuffizienz ermöglicht eine planbare Prozedur
- Derjenige mit der größten Erfahrung im anwesenden Team sollte die Intubation durchführen
- Nichtinvasive Beatmung/Highflow Nasal Canula sollte vermieden werden, da es hierbei zu vermehrter Aerosolbildung kommt
Bronchoskopie
- Bei der Bronchoskopie besteht ein sehr hohes Risiko der Kontamination von Personal und Umgebung
- Eine strenge Indikationsstellung ist erforderlich, welche sich auf die Diagnosen hyperkapnisches und hypoxisches respiratorisches Versagen nach Ausschöpfung aller konservativer Maßnahmen und gesichertem Nachweis einer Atelektase beschränken sollte
- Maßnahmen zur Prävention von Infektionen/Virustransmission sollten bei der Durchführung der Bronchoskopie vor der Prozedur im Team besprochen werden
- die Bronchoskopie ist nicht als routinemäßiges Mittel zur Diagnose der 2019-nCoV-Infektion/Probeentnahme einzusetzen
- Die Indikationen für die Bronchoskopie für andere Krankheiten sollten streng gestellt werden, und es wird vorgeschlagen, die Bronchoskopie für Patienten zu verschieben, die sich nicht in einer dringenden Situation befinden oder der Patient negativ abgestrichen wurde.
FOAMed Quellen
Newspapers.eu – Atemwegsmanagement COVID-19
EMcrit – Airway Management of COVID-19
Herzgeräusch – Pulsschlag (SARS-CoV-2)
NDR Podcast – Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten
Quellen
Autoren
Jan-Hendrik Käbler
Johannes Pott
Thorben Doll
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Vielen Dank für die Zusammenfassung!
Wie bewertet ihr NIV und Nasenhighflow bei den nicht intubierten, kritischen Patienten?
Es steht dem ja nur die Aerosolbildung entgegen, oder?
Ist es nicht nur ein relatives Don’t?
Der supportive Effekt bleibt ja. Und wenn die Patienten husten gibts ja ohnehin Aerosole.
Moin Nele,
Also in einem Sicherheitsbereich mit gut geschulten Personal sicherlich möglich und sinnvoll, in sofern eine relative Kontraindikation. In diesem Fall wäre ein NIV-Helm zu bevorzugen. Nasalhighflow würde ich persönlich von Abstand nehmen.
Lieben Gruß
Thorben
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