Hauptfolge Juli 2025 – Folge 79

Der Sommer ist in vollem Gange und wir präsentieren Euch die neue Hauptfolge.. Wir sprechen unter anderem mit dem Neurologen Dr. Christian Claudi, der uns das FAST-4D Konzept vorstellt und haben als zweites Thema noch den aktuellen Stand der Wirbelsäulen-Immobilisation. Außerdem gibts wieder einen Journal Club und einen spannenden Lieblingsfehler.

Ankündigungen:

Ab 15.08.25 findet ihr unser Regionalanästhesie Skript auf unserer Homepage unter: www.pin-up-docs.de/Regionalanästhesie

Ab 30.08.25 findet ihr unsere One-minute Wonder zum Anpassen an euer Krankenhaus oder euren Rettungsdienst unter: www.pin-up-docs.de/One-minute-wonder

Vermischtes:

Dana:

Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task, Kosmyna et al.

Neuerungen im Erstversorgungsdatensatz des Deutschen Reanimationsregisters – Anpassung an die internationalen ILCOR-Empfehlungen 2024, Gräsner et al.

Journal Club:

Paula

Endo A, Yamakawa K, Tagami T, Umemura Y, Wada T, Yamamoto R, Nagasawa H, Takayama W, Yagi M, Takahashi K, Kojima M, Narita C, Kazuma S, Takahashi J, Shiraishi A, Todani M, Nakane M, Nagata T, Tanaka S, Yokokawa Y, Takahashi K, Ishikita H, Hisamune R, Sasaki J, Muramatsu KI, Sonobe H, Minami K, Hoshi H, Otomo Y; OPTPRESS trial investigators. Efficacy of targeting high mean arterial pressure for older patients with septic shock (OPTPRESS): a multicentre, pragmatic, open-label, randomised controlled trial. Intensive Care Med. 2025 May;51(5):883-892. doi: 10.1007/s00134-025-07910-4. Epub 2025 May 13. PMID: 40358717; PMCID: PMC12130109.

Dominic

https://www.bjanaesthesia.org/article/S0007-0912(25)00192-8/fulltext

FAST – 4D

Die Taschenkarten:

Video zur Anleitung:

FAST-4D – Quellen:

Claudi C, Worm A, Schmohl D, Juenemann M, Alhaj Omar O, Loesche H, Huttner HB, Schramm P. FAST4D-A New Score to Reduce Missed Strokes in Emergency Medical Service: A Prospective, Multicentric Observational Proof-of-Concept Trial. J Clin Med. 2024 Aug 25;13(17):5033. doi: 10.3390/jcm13175033. PMID: 39274246; PMCID: PMC11396033.

Med Klin Intensivmed Notfmed: https://doi.org/10.1007/s00063-024-01220-1

Die Empfehlung der Landesärztekammer Hessen in der Übersicht: https://www.laekh.de/fileadmin/user_upload/Heftarchiv/Einzelartikel/2025/07_08_2025/Schlaganfallversorgung_in_Hessen.pdf

Wirbelsäulenimmobilisation – Was sagt die Evidenz?

https://emottawablog.com/2024/06/spinal-immobilization-a-twisted-tale

Ten Brinke JG, Groen SR, Dehnad M, Saltzherr TP, Hogervorst M, Goslings JC. Prehospital care of spinal injuries: a historical quest for reasoning and evidence. Eur Spine J. 2018 Dec;27(12):2999-3006. doi: 10.1007/s00586-018-5762-2. Epub 2018 Sep 15. PMID: 30220041.

Geisler WO, Wynne-Jones M, Jousse AT. Early management of the patient with trauma to the spinal cord. Med Serv J Can. 1966 Jul-Aug;22(7):512-23. PMID: 5970010.

Hauswald M, Ong G, Tandberg D, Omar Z. Out-of-hospital spinal immobilization: its effect on neurologic injury. Acad Emerg Med. 1998 Mar;5(3):214-9. doi: 10.1111/j.1553-2712.1998.tb02615.x. PMID: 9523928.

Lin HL, Lee WC, Chen CW, Lin TY, Cheng YC, Yeh YS, Lin YK, Kuo LC. Neck collar used in treatment of victims of urban motorcycle accidents: over- or underprotection? Am J Emerg Med. 2011 Nov;29(9):1028-33. doi: 10.1016/j.ajem.2010.06.003. Epub 2010 Oct 15. PMID: 20951529.

Ten Brinke JG, Gebbink WK, Pallada L, Saltzherr TP, Hogervorst M, Goslings JC. Value of prehospital assessment of spine fracture by paramedics. Eur J Trauma Emerg Surg. 2018 Aug;44(4):551-554. doi: 10.1007/s00068-017-0828-0. Epub 2017 Aug 5. PMID: 28779433; PMCID: PMC6096622.

Haut ER, Kalish BT, Efron DT, Haider AH, Stevens KA, Kieninger AN, Cornwell EE 3rd, Chang DC. Spine immobilization in penetrating trauma: more harm than good? J Trauma. 2010 Jan;68(1):115-20; discussion 120-1. doi: 10.1097/TA.0b013e3181c9ee58. PMID: 20065766.

Martin MJ, Bush LD, Inaba K, Byerly S, Schreiber M, Peck KA, Barmparas G, Menaker J, Hazelton JP, Coimbra R, Zielinski MD, Brown CVR, Ball CG, Cherry-Bukowiec JR, Burlew CC, Dunn J, Minshall CT, Carrick MM, Berg GM, Demetriades D, Long W; WTA C-Spine Study Group. Cervical spine evaluation and clearance in the intoxicated patient: A prospective Western Trauma Association Multi-Institutional Trial and Survey. J Trauma Acute Care Surg. 2017 Dec;83(6):1032-1040. doi: 10.1097/TA.0000000000001650. PMID: 28723840.

Hoffman JR, Mower WR, Wolfson AB, Todd KH, Zucker MI. Validity of a set of clinical criteria to rule out injury to the cervical spine in patients with blunt trauma. National Emergency X-Radiography Utilization Study Group. N Engl J Med. 2000 Jul 13;343(2):94-9. doi: 10.1056/NEJM200007133430203. Erratum in: N Engl J Med 2001 Feb 8;344(6):464. PMID: 10891516.

Stiell IG, Wells GA, Vandemheen KL, Clement CM, Lesiuk H, De Maio VJ, Laupacis A, Schull M, McKnight RD, Verbeek R, Brison R, Cass D, Dreyer J, Eisenhauer MA, Greenberg GH, MacPhail I, Morrison L, Reardon M, Worthington J. The Canadian C-spine rule for radiography in alert and stable trauma patients. JAMA. 2001 Oct 17;286(15):1841-8. doi: 10.1001/jama.286.15.1841. PMID: 11597285.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/entscheidungshilfe-zur-praehospitalen-wirbelsaeulenimmobilisation-immo-ampel-e78b13cc-781a-4905-93f7-35fdcb15f485

Teilen und liken:

12 Kommentare

  • Danke für die Klasse Folge und die vielen nützlichen Tools!

    Zu der Frage, mit AI und Texten im wissenschaftlichen Kontext:

    Das Thema beschäftigt viele und es ist ein Tanz.

    Inzwischen haben auch Reviewer begonnen, die Texte nicht mehr zu lesen und die Reviews von AI verfassen zu lassen, was im Gegenzug dazu geführt hat, dass Autoren unsichtbare Prompts (z.B. mit Schriftfarbe weis, für den Menschen nicht zu sehen, die AI liest es aber) den Review Prozess zu manipulieren. 🙂

    Publiziert in nature:
    https://www.nature.com/articles/d41586-025-02172-y

    Scientists hide messages in papers to game AI peer review

    Ob die Tools zu Erkennung von AI Texten funktionieren, wird auch sehr unterschiedlich bewertet, und hat je nach Tool eine andere Spezifität und Sensitivität, d.h. es werden u.a. auch texte geflaggt die nicht von AI geschrieben wurden: Aktuelle Übersicht, zwischen dem, was die Hersteller behaupten und wie die real World tests aussehen hier (Die Tabelle wurde mit AI erstellt:-):

    3. Examples of Tool Performance
    Tool/Study Sensitivity Specificity Accuracy Comments
    AI Output Detector 86% 94% – Scientific abstracts, at optimal cutoff
    Free detectors (avg) ~60% – – Wide range; best free tool up to 68%
    Premium detectors up to 84% – – Varies widely; some claim higher on marketing sites
    Originality.ai Claim 99% – – Tests show 4%–100% misclassification in real use
    OpenAI’s Classifier – – – Pulled due to unreliability
    LLM acting as detector up to 99–100% up to 99–100% up to 100% Controlled tests; real use accuracy is lower
    In academic test 0%–100% – – 10 tools benchmarked; wide variability

    Viele Grüße

    Mark
    (Text von mir, Recherche mit Google, Rechtschreibprüfung von Grammarly, Tabelle Perplexity.) 😉

  • Torsten Szabanowski

    Hallo zusammen,
    wie immer habe ich viel lernend eure aktuelle Hauptfolge gehört und sage danke für euer Engagement.

    Zur Rubrik Lieblingsfehler hätte ich noch eine kleine Anmerkung/Überlegung die in eurer Diskussion keine Berücksichtigung fand:
    Thema NIV Indikation/Gedanken des Teams: vielleicht war die Überlegung hier nicht um eine Oxygenierung zu verbessern sondern die CO2 Elimination zu verbessern (bei Adipösem Patienten, Vigilant stark gemindert könnte ja eine Hyperkapnie bestehen und damit mit den dementsprechenden sehr negativen Auswirkungen, dies bei zusätzlichem hochgradigem V.a. Hirndruck). Die Pro und Kontra der NIV, Intubation, Spontanatmung habt ihr ja sehr ausführlich dargestellt.

    Was mir noch am Herzen liegt zu betonen ist (selber Anästhesist, NA seit 20 Jahren): nur weil man es kann heisst es noch lange nicht, dass man es machen soll. Jeder Notarzt der wie in diesem Fall nicht intubiert in den Schockraum fährt zolle ich Respekt, weil leider ich schon auf beiden Seiten im Schockraum sehr abwertende oder gar bis hin zu beleidigenden Kommentare in vergleichbaren Situationen erlebt habe. Ich verstehe die schlechte Laune des Schockraum Teams vollkommen, aber wenn man sich in den abgebenden NA/ das Team versetzt, sind diese meistens in einer sehr vulnerablen leicht verletzbaren Situation und dann sollte man so professionell sein die Worte wohl zu überlegen oder gar nichts sagen. Desweiteren kenne ich auch genügend Beispiele wo sich Kolleginnen in invasive Maßnahmen mit fraglicher Indikation hinein laviert haben und dies zum Teil mit katastrophalen Folgen für den Patenten.

    Vielen Dank für eure super Arbeit

    • Dana Maresa Haag

      Lieber Torsten,

      genau das wollten wir rüber bringen.. Es ist besser sich akut gegen etwas zu entscheiden, als letztlich die Maßnahme fehlerhaft oÄ durchzuführen!
      Danke für deine Ansicht und Ergänzung!

      Liebe Grüße
      Dana und der Rest des Teams

  • Noch was zum AI Thema, hie rein open access paper von einem Freund von mir zum Thema:

    Artificial intelligence-assisted academic writing: recommendations for ethical use

    https://rdcu.be/ewDqb

    die in Fig.2 schön zusammenfast, was sie z.Z. für ethisch vertretbar halten und was nicht. Viele Grüße Mark

    • Dana Maresa Haag

      Lieber Mark,

      wie immer: DANKE für deine Ergänzungen!
      Diese ganzen zusätzlichen Hinweise und Quellen bereichern das Projekt sehr! <3

      Bis hoffentlich bald mal wieder in einer Folge 🙂

      (Prof. Reinhard Strametz hätte Lust mal was mit Dir und mir aufzunehmen.. Überleg mal, ob das auch was für Dich wäre! 🙂

      Lieben Gruß
      Dana und der Rest des Teams

  • Marc Schwend

    Hallöchen liebes pin-up-doc Team,
    vielen Dank für euer Engagement und die klasse Arbeit, die ihr leistet!

    Zum Lieblingsfehler habe ich eine Idee was den Kollegen zur NIV bewegt haben könnte.

    Unter Punkt 3 der S1 Leitlinie zum Atemwegsmanagement (2023) steht folgendes:

    „Für bestimmte Risikogruppen kann die Präoxygenierung modifiziert werden:
    -…
    – Die Anwendung von nichtinvasiver Ventilation (z.B. Druckunterstützung: 8 cmH2O, PEEP 5 cmH2O) während der Präoxygenierung von hypoxiegefährdeten Patienten kann die Apnoetoleranz verbessern“

    Eventuell war das eine der Überlegungen bevor der Kollege sich anders entschieden hatte und den Transport in die Klinik priorisiert hat.
    Kritisch möchte ich hier vor allem die Formulierung der „bestimmten Risikogruppen“ hervorheben, da das meiner Meinung nach sehr viel Spielraum offen lässt.

    Liebe Grüße
    Marc

    • Dana Maresa Haag

      Hallo Marc,

      die Formulierung sehe ich genauso kritisch wie Du.

      Danke für deine Ergänzung!

      Lieben Gruß
      Dana und der Rest des Teams

  • Lukas

    In eurem Podcast klingt alles großartig – engagierte Oberärztinnen und Oberärzte, viele Lernmöglichkeiten, ein motiviertes Team und Pflegekräfte, die versuchen zu unterstützen.

    Ich selbst bin angehender Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, komme aus dem Ausland und habe zunächst mit Berufserlaubnis in einem Krankenhaus der Inneren Medizin gearbeitet. Dort musste ich unter anderem Dienste übernehmen und war gleichzeitig für drei Abteilungen, die IMC und die ZNA (Innere) zuständig – alles ohne Approbation. Manche Erfahrungen waren dabei… speziell:
    Einmal erhielt ich den Anruf, dass ein Patient auf der Kardiologie reanimationspflichtig sei. Ich lief sofort dorthin, die Tür stand offen, aber niemand war im Zimmer. Kurz darauf kam die alarmierte Anästhesistin hinter mir her und erzählte später, dass eine Pflegekraft, die gerade Tee trank, ihr hinterhergerufen hatte, sie könne „doch bitte die Akte mitbringen, wenn sie sowieso dort vorbeikommt“.

    Damals dachte ich: „Na gut – kleines Krankenhaus, kleines Dorf.“

    Danach wechselte ich in eine große Uniklinik (in einer Großstadt mit eher zweifelhaftem Ruf).
    Ja, viele Fachärztinnen und Fachärzte konnten enorm viel, und erfahrene Assistenten arbeiteten hochprofessionell – aber oft war es reine „Heldengeschichte“. Die Strukturen waren kaum fehlersicher, es gab weder konsequente Closed-Loop-Kommunikation noch wirklich flache Hierarchien, und die Zusammenarbeit mit der Pflege war teilweise konfrontativ. Ein häufiges Argument war: „Das haben wir schon immer so gemacht.“

    Einige Beispiele aus dieser Zeit:
    1.
    Im SPA-Set für den Kreißsaal lagen zwei identische weiße 2-ml-Spritzen – eine für Lokalanästhetikum, eine für Bupivacain. Ich bat die Pflege jedes Mal, mir eine grüne Spritze zu geben, um Verwechslungen zu vermeiden. Schließlich sagte mir die leitende Fachärztin, ich solle nur das verwenden, was im Set liegt – Punkt.
    Ich schrieb der Klinikdirektorin mit dem Vorschlag, im Set zwei unterschiedlich farbige Spritzen zu nutzen – keine Reaktion.
    2.
    Bei einer nächtlichen RSI verpasste die Tubusspitze knapp die Glottis. Ich bat die Pflege, den Führungsstab zu entfernen, was sie verweigerte – mit Verweis auf die SOP: erst Cuff blocken, dann Führungsstab entfernen. Für mich war klar, dass der Führungsstab nicht bis zur Carina vorgeschoben werden sollte. Ich sagte, wir könnten das nach der Narkoseeinleitung besprechen, nicht während der Intubation.
    Die Oberärztin unterstützte die Pflegekraft.
    3.
    Wir Assistenzärzte hielten Fortbildungen, unterstützt von OÄ. Ich schlug CRM als Thema vor, fand aber keinen Mentor – niemand wusste, was CRM bedeutet. Später, als ich schon weg war, wurde das Thema soweit ich weiss bei Weihnachten-Konferenz von zwei sehr guten Kollegen doch präsentiert.
    4.
    Ich war in einem gynäkologischen OP eingeteilt, der für Sectios eigentlich nicht vorgesehen war. Trotzdem wurde eine Notsectio dort angesetzt. Die OP-Pflege informierte mich, dass ich die Patientin die gerade im Saal war rausfahren soll, worauf ich sagte: Meine Patientin ist gerade in kritischer Narkosephase (macht schon äugen auf aber noch intubiert). Wenn ein ärztlicher Kollege mir die Notwendigkeit mitteilt, fahre ich sie mit Tubus raus – ansonsten bleibe ich.
    Kurz darauf kam ein Kollege, der den Notfall betreute, und bat um den Saal. Laut dem Kollegen, der die Sectio betreut hat, gab es dabei keine Sekunde Verzögerung. Die OP-Pflege gingen natürlich zur Oberärztin, diese wiederum zur leitenden Oberärztin, und schließlich wurde ich zu einem Gespräch eingeladen mit dem Vorwurf, ich hätte die Notfallversorgung blockiert.
    Meine Antwort war: Laut dem Facharzt, der die Notsectio durchgeführt hat, kam es zu keiner Verzögerung. Außerdem stellte ich die Gegenfrage: Ich wurde zum Narkosegerät im Aufwachraum geschickt, um die Patientin da auszuleiten. Dieses Gerät hatte jedoch keinen Sauerstoffanschluss, sodass ich die Patientin im Endeffekt mit dem Ambu und Sauerstoff von der Wand ventilieren und ausleiten musste – fühlt sich dafür eigentlich irgendjemand zuständig oder verantwortlich? Natürlich war diese Frage rein rhetorisch.

    Am Ende lief mein Vertrag aus und wurde nicht verlängert – offiziell, weil ich ohne Doktortitel nicht weiterbeschäftigt werden durfte (ob da auch meine Arbeit als nicht gut genug gesehen war – kann ich nur ahnen).

    Danach wechselte ich in ein anderes Krankenhaus. Kurz gesagt: Dort würde ich mich weder operieren lassen noch eine Narkose bekommen. Ein typisches Gespräch beim Einleiten:
    Kannst du Noradrenalin aufziehen?
    – Aber der Blutdruck ist gut.
    – Noch, der wird gleich schlecht.
    – Wenn er schlecht wird, ziehe ich es auf.

    Soviel zu „predict and prevent“.

    
Oder “was für Plexus? Wir machen im Dienst keine regionale”

    Meine eigentliche Frage:
    War das einfach nur Pech – oder muss man Glück haben, um ein Krankenhaus mit gutem, kollegialem Team zu finden, in dem Oberärzte aktiv beibringen, Pflege mitzieht und man wirklich viel lernen kann?
    Und: Wie finde ich gezielt eine Stelle, wo ich die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin machen kann – unter diesen Bedingungen?

    • Dana Maresa Haag

      Hallo Lukas,

      vielleicht von allem etwas. Ich habe bislang nur an einem KH gearbeitet und dort eine extrem gute Ausbildung bekommen, deshalb kann ich nicht so richtig dazu was sagen..
      Ich denke das wichtigste ist, dass du in den Kliniken hospitierst und unabhängig von den OÄ*innen auch die Assistent*innen fragst, wie sie die Situation bzgl. Ausbildung einschätzen.

      Oft gibt es auch Rankings im Internet, wenn man etwas recherchiert.. Der BDA hatte da mal was erhoben meine ich..

      Dir alles Gute!

      Dana und der Rest des Teams

  • Stefan

    Meine Gedanken zur Atemwegssicherung bei bewusstseinsgestörten Patienten:

    1. Für mich steht gar nicht so sehr die Oxygenierung im Vordergrund, da die sich beim noch spontan atmenden Patienten auch mit Sauerstoffsubstitution über Brille/Maske in der Regel ordentlich erreichen lässt. Vielmehr geht es mir um die Vermeidung einer Hyperkapnie mit damit verbundenem Anstieg des Hirndruckes. Und das geht m. E. suffizient nur mit einem invasiven Atemwegsdevice (absichtlich hier nicht Tubus geschrieben). Zumindest wenn ich davon ausgehe, dass NIV keine Option ist.

    2. Den Aspirationsschutz finde ich tatsächlich nicht zu verachten. Wie in dem Beispiel ist es mir selbst auch nicht erst einmal passiert, dass mir Patienten mit GCS=3/4/5 im Schockraum ohne gesicherten Atemweg präsentiert wurden und entweder dort oder schon auf dem Transportweg massiv erbrochen und aspiriert haben. Auch wenn es für die Frage, ob eine Aspiration das Outcome verbessert oder verschlechtert, vermutlich keine ausreichende Datenlage gibt würde ich postulieren, dass letzteres der Fall sein wird 😉
    Gedanke: vielleicht könnte/sollte man die Notwendigkeit des Aspirationsschutzes auch mehr am Vorhandensein von Schutzreflexen als an der reinen GCS festmachen? Wobei dann wieder die Frage ist, wie man das suffizient beurteilen kann.

    3. Ich bin Anästhesist und habe vielleicht gut Reden, aber: die Atemwegssicherung ist eine der Kernkompetenzen die uns im NEF-/Rettungsdienst vom KV-Dienst unterscheidet. Sich bewusst für oder gegen eine Maßnahme zu entscheiden ist die eine Sache. Ich selbst bin im Rettungsdienst recht zurückhaltend, was Intubationen angeht, weil ich um die nicht optimalen Umgebungsfaktoren weiß und selbst schon einmal im cannot ventilate/intubate gelandet bin. Aber etwas zu unterlassen, weil ich es einfach nicht kann (obwohl ich es vielleicht können sollte/müsste) ist eine ganz andere Sache. Bisschen offtopic und provokant, aber: eine Intubation im RTW und mit Videolaryngoskop inklusive ordentlicher Notfallnarkose wäre für mich eine Basiskompetenz/Grundvoraussetzung im Rahmen der Professionalisierung des ärztlichen Rettungsdienstpersonals.
    In Eurem Beispiel gabs kein Videolaryngoskop (was für mich in dem Fall tatsächlich DER Fehler ist), da kann ich wiederum verstehen, dass man die 10 Minuten dann auch noch aussitzt. Der Kollege/die Kollegin hat sich ja tatsächlich Gedanken gemacht, „sich etwas dabei gedacht“.
    Ganz sicher bin ich bei dem Thema auch etwas empfindlich, dem Umstand geschuldet, dass es in meinem Nachbar-Rettungsdienstbezirk eine gute handvoll Notärztinnen und Notärzte gibt, von denen ich ganz sicher nie einen intubierten Patienten übernehmen werden, ganz gleich wie indiziert das gewesen wäre (inkl. laufende Reanimation).

  • Bjarne

    Moin!
    Vielen Dank für diese, erneut, qualitativ unglaublich hochwertige Folge, seit 6 Jahren ein steter Begleiter euer Podcast!
    Ich habe Anmerkungen zu 2 Themen:
    Thema 1: Immobilisation
    Ich persönlich finde, dass bei dem ganzen Thema viel zu wenig auf den Aspekt eingegangen wird, dass das Ziel der Immobilisierungsmaßnahmen ja die Vermeidung/Verminderung von UNWILLKÜRLICHEN Bewegungen ist.
    Disclaimer: Achtung, jetzt kommt eine gehöroge Portion Meinung meinerseits, angelehnt an die (dünne) Datenlage aber auch vor allem die skandinavischen und die Wienerischen Leitlinien:
    Das bedeutet, jemand der Herr seiner Sinne ist (und das sind die meisten ja nach ein paar Bier auch noch halbwegs), wird dieser seine eigene Wirbelsäule selber schützen. Auch wenn ein Trauma ggf. distal der Verletzung zu Sensibilitätsausfällen führen kann, dann wird die Verletzung schon schmerzen und der Körper wird durch verkrampfen der autochtonen Muskulatur die Wirbelsäule schützen. Soll heißen: Ist mein Patient wach und orientiert, ist Lagerung nach seinem Wunsch und schonender Transfer mit dem erhalt größtmöglicher Autonomie so wie auch selbstständiges Aussteigen/Mithelfen bei der Extraktion, vermutlich (!) das zielführendste ist.
    Ich glaube, die Zeit die wir auf „schonende“ Patientenrettung aus Fahrzeugen verwenden, steht in keinem Verhältnis zu dem fraglichen Nutzen und den Problemen die wir uns uU damit einkaufen. Wieviele unterkühlen, bluten weiter ins Abdomen oder entwickeln eine PTBS weil sie 50 Minuten in ihrem Auto gefangen sind….?
    Natürlich sieht das anders aus, sobald wir diesen Patienten durch Sedierung/ausgeprägte Analgesie oder Narkose die Möglichkeit zur Eigenstabilisierung nehmen und ggf. sogar Skelettmuskulatur relaxieren, dann sprechen wir meiner Meinung nach über ein ganz anderes Risikoprofil was Sekundärschäden durch den Transport angeht.
    Natürlich kann ich davon nichts beweisen aber so ist meine aktuelle Herangehensweise.

    Thema 2: Lieblingsfehler
    Ich finde bei der Diskussion ist ein Aspekt doch etwas zu kurz gekommen und ich würde den Notarzt gerne etwas in Schutz nehmen bzgl. der NIV-Indikation.
    1. würde ich bei V.a. auf eine ICB/ hämorrhagischen Insult schon gerne eine SpO2 von über 95% haben, diese könnte man allerdings sicherlich auch mit O2-Insufflation erreichen, deswegen
    2. ein Patient der offensichtlich so somnolent ist, dass er bei Lungengesundheit hypopnoeisch wird, dass seine SpO2 auf 92% sinkt, kann durchaus ein etCO2 von 50mmHg und mehr haben, das ist überhaupt nicht diskutiert worden (war zugegebenermaßen auch nicht Teil der Fallschilderung). Die respiratorische Azidose kann durchaus Auswirkungen auf die cerebrale Perfusion haben und eine Normoventilation ist durchaus anzustreben.
    Ohne das beweisen zu können, aber wenn man diesen Gedanken auf die Spitze treiben möchte, weiß ich gar nicht, ob eine Aspiration oder 20 Minuten respiratorische Azidose und cerebrale Minderperfusion jetzt mehr Outcomerelevanz haben….
    3. Würde ich persönlich eine Lanze dafür brechen, Load, Go and Treat zu machen und, sofern sicher durchführbar, die Vorbereitung der Intubation, so wie der Kollege das getan hat, auf den Weg zu verlagern. Das sind ggf. 15 Minuten die der Patient früher entdeckelt ist. Ich habe schon allerlei Dinge angeschnallt im RTW vorbereitet und somit Zeit und (hoffentlich) Gehirn/Herzmuskel/Blut gespart. Stay and Play bei einem Krankheitsbild, welches wir nicht vor Ort behandeln können, halte ich nicht für die richtige Message. Das war ja keine reine Schutzintubation bei nem Mischintox oder so, sondern eine Maßnahme die a) eh durchgeführt werden muss und b) Normoventilation ermöglich.
    Ich finde, das was Dominik dazu gesagt hat natürlich aber total adäquat: eine Larynxmaske, hält den Atemwegsdruck niedriger, lässt Platzierung einer Magensonde zu und erreicht ebenfalls eine Normoventilation.
    Abschließend zu diesem Thema: Eine Delayed Sequence Induction mit NIV als Präoxygenierung bei einem Patienten mit erwartet schwierigem Atemweg, schlechter Ausgangssättigung und mutaßlich wenig Reserven, ohne Ileussymptomatik, halte ich für total vertretbar. Die Misere, dass die NIV dann drauf geblieben ist, statt durch den Tubus ersetzt zu werden, war ja nicht ursprünglich zu geplant. Auch hier muss man aber sagen: wenn man doch kalte Füße bekommt, was den Atemweg angeht, ist zwar doof, hätte einem auch vorher einfallen können, dass man kein Videolaryngoskop hat, aber zeigt auch eine gewisse Größe.

    Ich wollte mich hier äußern, da ich fand, dass hier sehr harsch mit diesem Fehler umgegangen wurde, den ich zumindest nicht ganz so klar und deutlich gesehen habe.

    Liebe Grüße aus Bremen,
    Bjarne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert